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Wendlinger und Köngener Feuerwehren testen Schlauchsperre

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Die Wendlinger und Köngener Feuerwehren übten am Sonntagvormittag den Aufbau einer Schlauchsperre. Sie ist Teil des Hochwasserkonzepts, das ein 100-jährliches Hochwasser an der Römerbrücke in Schach halten soll.

WENDLINGEN. Es ist kalt und neblig als am Sonntag gegen 9 Uhr die Feuerwehren von Wendlingen und Köngen anfingen den riesigen Schlauch aufzurollen, der in der Lage sein soll, auch große Wassermassen davon abzuhalten, die Landesstraße 1200 und damit auch Teile von Wendlingens Nachbarkommune Köngen zu fluten. Das blaue Ungetüm ist von einer Spezialfirma angefertigt worden – passend für die Fahrbahnbreite der Römerbrücke.

Schlauchsperre nennt man diesen Schutzdamm, der Teil des Konzeptes ist, der die Stadt Wendlingen vor einem Hochwasser schützen soll, das statistisch alle 100 Jahre einmal vorkommen soll. Doch mit der Statistik ist das so eine Sache, denn sie sagt natürlich nichts darüber aus, wann in den 100 Jahren der Notfall kommt. Und so wollte man bei den Feuerwehren auf Nummer sicher gehen und diese Schlauchsperre einmal an der Römerbrücke aufgebaut haben, um im Falle eines Falles die notwendigen Handgriffe zu kennen.

Der Neckar kann für die Wasserfüllung nicht angezapft werden

Zwischen 50 000 und 70 000 Litern Trinkwasser passen in den Schlauch. Mit Blick auf den nebenan fließenden Neckar könnte man denken, dass man das kostbare Trinkwasser sparen und einfach dem Neckar ein wenig Wasser abzapfen könnte. „Das geht leider nicht“, sagt Wendlingens Kommandant Michael Gau. Denn Neckarwasser ist mit Sedimenten, Wasserpflanzen und Bakterien durchsetzt, die beim Ablassen des Wassers teils im Schlauch bleiben würden. Der Zersetzungsprozess täte dem Schlauch nicht gut. „Und auch bei Hochwasser kann kein Neckarwasser entnommen werden, denn der Fluss wird dann gefährlich“, sagt Michael Gau. Also kommt das Wasser aus dem Hydrant in der Schäferhauser Straße. Etwa 15 Schläuche, alle circa 20 Meter lang, braucht es, um eine Leitung bis zum westlichen Ende der Römerbrücke zu legen.

Es dauert eine ganze Weile bis die Schlauchsperre sich gefüllt hat. Doch im Ernstfall würde die Feuerwehr über ein drohendes Hochwasser rechtzeitig informiert. Ausschlaggebend ist der Pegelstand in Kirchentellinsfurt. Bis die Wassermassen von dort in Wendlingen ankommen bleibt Zeit genug, die Schlauchsperre, aber auch alle anderen mobilen Sicherungssysteme zu aktivieren. So gibt es außer dem Schlauch noch ein kleines Fluttor am Unterensinger Damm und eine Dammbalkensperre am Kreisverkehr zum Industriegebiet Wert. Auch die Kanaldeckel müssen dann verschlossen werden, damit das Wasser sich keine alternativen Wege sucht und mitten in Köngen durch den Gulli hochsprudelt.

Mit Wasser gefüllt ist die Schlauchsperre ein ganz schönes Ungetüm. Schritt zwei an diesem Vormittag ist, zu testen, ob sie auch tatsächlich Wasser abhält. Und das tut sie, wie sich zeigte, als ein Löschfahrzeug der Wendlinger Wehr auf der Römerbrücke seine Wasserfracht von sich gab.

Dass der Hochwasserschutz an der Römerbrücke funktioniert, dürfte nicht nur die Gemeinde Köngen mit Erleichterung zur Kenntnis genommen haben. Auch in Wendlingen wird man froh sein, denn von diesem Test hat das Landratsamt abhängig gemacht, ob beispielsweise das Otto-Quartier, in dem etliche Wohn- und Geschäftshäuser entstehen sollen, weiterhin als hochwassergefährdet eingestuft bleibt. Diese Sorge ist der Stadt und dem Investor nun genommen.

Das Resümee von Kommandant Michael Gau am Ende der Übung fiel daher auch positiv aus: „Wir haben die Vorgaben des Landratsamtes erfüllt. Die Schlauchsperre hat die entsprechende Dichtigkeit“, sagte er und gab das Kommando, das Wasser wieder abzulassen und den mobilen Hochwasserschutz zusammengelegt wieder in die Feuerwache zu bringen.

Die Kosten für den Hochwasserschutz westlich des Neckars belaufen sich insgesamt circa 7,6 Millionen Euro, die Schlauchsperre, in diesen Kosten enthalten, liegt bei etwa 35 000 Euro. 70 Prozent übernimmt das Land, mit 30 Prozent (circa 2,5 Millionen Euro) ist die Stadt Wendlingen beteiligt.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 14.11.2022)

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Foto: Holzwarth/Wendlinger Zeitung
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