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Ungewöhnliche Zeiten für die Feuerwehr in Wendlingen

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2021 ist das Jahr mit den bisher meisten Einsätzen: Die Freiwillige Feuerwehr Wendlingen wurde 178-mal alarmiert. Und: Neue Herausforderungen für die Kameraden und Kameradinnen.

WENDLINGEN. Im Januar findet traditionsgemäß die Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Wendlingen statt. Die letzte war vor mehr als zwei Jahren, kurz danach brach die Pandemie aus. Mit der Versammlung am Freitag zog man deshalb für die Jahre 2020 und 2021 Bilanz.

Ungewöhnlich war auch der Veranstaltungsort. Weil der Platz im Saal des Feuerwehrgerätehauses für die Kameraden und Gäste recht beengt ist, und seit Corona aus Gründen der Sicherheit enge Räume gemieden werden, wich man diesmal auf den Großen Saal im Treffpunkt Stadtmitte aus.

Das erste Mal vertrat Stadtrat Alois Hafner den erkrankten Bürgermeister, von dem er Grüße ausrichtete. Während Hafner als stellvertretender Bürgermeister auf einige Neuerungen im Feuerwehrgerätehaus der letzten zwei Jahre einging wie die Einrichtung der neuen Leitstellentechnik sowie anstehende Anschaffungen wie die Drehleiter nannte er weitere Herausforderungen, die für die Feuerwehr Wendlingen in Zukunft anstehen. Dazu gehört ein „noch nie dagewesenes Riesen-Mammutprojekt“, der Albvorlandtunnel. Um für einen hoffentlich nie eintretenden Unfall eines verunglückten ICE im Tunnel gerüstet zu sein, übt die Feuerwehr bereits seit Jahren auch hier den Notfall. Und die schweren Unwetter mit Starkregen und Hochwasser werden die Wehr wohl auch künftig in Atem halten. Dies hat dazu beigetragen, dass die Einsätze der Feuerwehr in den letzten Jahren gestiegen sind und nicht nur das, sondern auch neue Alarmpläne zur Folge haben müssen, wofür die Kommandantschaft und der Ausschuss weitere Zeit aufzubringen hat, zusätzlich zu den bestehenden Aufgaben. Weiter zugelegt haben auch die Fehlalarme. In 2020 waren es 32, im letzten Jahr wurden insgesamt 46 gezählt, wovon acht durch böswillige Absicht hervorgerufen wurden, bis auf einen, immer im selben Objekt. Nicht unerwähnt ließ der stellvertretende Bürgermeister den Großbrand bei Lidl, bei dem ein drohendes Übergreifen auf die nahe Wohnbebauung durch Geschick und Einsatz der Kameradinnen und Kameraden verhindert werden konnte. Dafür und für viele weitere Einsätze und die Bereitschaft, aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr zu sein, dankte Hafner in Vertretung des Bürgermeisters, der Verwaltung, der Bürger und des Gemeinderats.

Michael Gau sprach denn auch von einer „ungewöhnlichen Zeit“ für die Feuerwehr. Zum ersten Mal leitete er die Hauptversammlung seit fast zweieinhalb Jahren als Kommandant. Nach Begrüßung und Schweigeminute für die verstorbenen Kameraden gab Gau einen umfassenden Rück- und Einblick über die wichtigsten Veränderungen in der Wehr wie beispielsweise über Neuanschaffungen und Ausbildung.

Zuwachs bei der Feuerwehr: Mehr Aktive und Jugendliche

Glücklicherweise ist die Wendlinger Wehr zahlenmäßig gut aufgestellt: Trotz Corona ist der Personalstand von 125 (2020) auf 128 Feuerwehrleute (2021) gewachsen. Der Frauenanteil beträgt 13 (2021; 2020: 11), wobei sechs (vier) in der Jugendabteilung und sieben Frauen aktiv in der Bereitschaft ihren Dienst leisten. Die aktive Abteilung hat derzeit eine Stärke von insgesamt 79 Aktiven, bei einem durchschnittlichen Alter von 38 Jahren. Der Feuerwehrkommandant zeigte sich erfreut darüber, dass „Nachwuchs nachkommt“ und aus der Jugendabteilung rekrutiert werden kann. Positiv wirkt sich auch die zahlenmäßig „gleichmäßige Verteilung auf alle Altersgruppen“ in der Wehr aus.

Etwas Gutes hatte Corona für die Feuerwehr trotzdem. Es hat ihr „das Leben erleichtert“, sagte Gau. Dadurch, dass viele Feuerwehrleute von zu Hause beruflich im Homeoffice arbeiteten, befanden sich viel mehr Floriansjünger am Einsatzort Wendlingen als sonst. Von „starken Zahlen“ sprach der Kommandant, als er die Ausrückzeiten bei allen Einsätzen für 2020 und 2021 erwähnte. Von insgesamt 125 Einsätzen 2020 brauchte die Feuerwehr bei den meisten, 59 Einsätzen, zwischen fünf und sechs Minuten, bis sie am Einsatzort war. Bei 22 Einsätzen brauchte sie sogar lediglich bis zu zwei Minuten, bis sie Rettung leisten konnte. Im Jahr 2021 lag die Zahl der Einsätze zwischen fünf und sechs Minuten sogar noch höher: da waren es 83 Einsätze. Bemerkenswert sind dabei nicht nur die schnellen Ausrückzeiten, sondern auch die Tatsache, dass sich die Zahl der Einsätze trotz Corona nicht wirklich verringert hatte und 2021 sogar auf 178 Einsätze geklettert war. Ein „Ausreißer nach oben“, kommentierte Michael Gau die bislang höchste Einsatzzahl der Wendlinger Wehr (vor Corona: 2019/131 Einsätze, 2020/125 und 2021/178).

Kein Wunder, dass die geleisteten Stunden der Wendlinger Feuerwehr in die Höhe geschnellt sind. 2020 kam sie auf eine Gesamtsumme von 4162 Stunden. Enthalten sind neben den Stunden bei Einsätzen auch die Stunden, die für Ausbildung, Brandwachen und Bereitschaft geleistet wurden. Doch damit nicht genug: 2021 steigerte sich die Zahl nochmals auf insgesamt 6589 geleistete Stunden, wovon sage und schreibe 3905 Einsatzstunden waren. Allein in einer Woche im Juni letzten Jahres kamen durch Unwetter über 800 Stunden zusammen. Am Ende seines Berichts bedankte sich Michael Gau für die gute Zusammenarbeit bei der Stadtverwaltung und Bürgermeister Weigel, bei Polizei, Landratsamt Esslingen, Kreisbrandmeister, Kreisfeuerwehrverband, Gemeinderat und den Kameraden der Feuerwehren Köngen, Oberboihingen, Unterensingen und Wernau sowie beim Ausschuss und allen Kameradinnen und Kameraden.

Da wegen Corona gemeinsame Treffen in den letzten zwei Jahren kaum möglich waren, fielen die einzelnen Berichte aus den Abteilungen kurz aus: es sprachen Schriftführerin Stefanie Schad, Kassier Herbert Armbruster, Stefanie Schad nochmals für den im Urlaub weilenden Leiter der Altersabteilung Rainer Kaiser. Diese besteht aktuell aus 22 Personen.

Gut aufgestellt ist die Jugendabteilung mit aktuell 27 Jugendlichen, wovon sieben Neuzugänge sind, wie ihr Jugendfeuerwehrwart, Tim Schad, erfreut berichten konnte. Zwar habe man einen Online-Dienst für die Jugendlichen während Corona angeboten, dieser, so habe sich herausgestellt, jedoch keine Alternative zum Präsenzdienst sei.

Durchweg einstimmig votierten die Feuerwehrleute beim Punkt Entlastungen sowohl für den Kassier Herbert Armbruster als auch für den Kommandanten.

Bei den Wahlen wurde in geheimer Wahl ein neues Ausschussgremium mit 15 Ausschussmitgliedern gewählt, dagegen ging die Abstimmung über die beiden Kassenprüfer offen über die Bühne.

Neben zahlreichen Beförderungen gab es wieder eine ganze Reihe von Mitgliedern zu ehren: Günther Eberhardt für 60 Jahre Mitgliedschaft (ehemals Kassier und „Stübleswirt“), Urgestein Kurt Schad mit weit mehr als 1200 Einsätzen für 50 Jahre. Stephan Wiest und Martin Selch erhielten das Feuerwehrehrenabzeichen in Bronze für ihre 15-jährige Mitgliedschaft in der Einsatzabteilung. Weitere Geehrte, aber an diesem Abend entschuldigt waren Hans-Joachim Aldinger und Ralf Huttenlocher, die jeweils 25 Jahre im Einsatz für die Feuerwehr sind und dafür mit dem Feuerwehrehrenabzeichen in Silber geehrt wurden. Ebenso verhindert waren der frühere stellvertretende Kommandant Heinz Knauer, der seit 50 Jahren Mitglied in der Wendlinger Feuerwehr ist und Erich Lose, der sage und schreibe seit 70 Jahren der Feuerwehr die Treue hält.

Kurz erwähnt sei noch der Ausblick auf 2022, in dem ein neuer Mannschaftstransportwagen beschafft werden soll und eine große Katastrophenschutzübung im Albvorlandtunnel im Oktober stattfindet.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 27.06.2022)

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Ehrung für Mitglieder der Einsatzabteilung und für langjährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr: Günther Eberhardt (60 Jahre), Kurt Schad (50), Martin Selch und Stephan Wiest (jeweils 15 Jahre in Einsatzabteilung). Die stellvertretenden Kommandanten Marc Morawsky, Wolfram Walliser (links) und Kommandant Michael Gau (rechts) gratulierten den Geehrten. Foto: Kiedaisch/Wendlinger Zeitung