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Einsätze 2020

Einsatz 94/2020 - 15.10.2020 - 21:48 Uhr

| Einsätze 2020

Vollbrand eines Lebensmitteldiscounters

Personenstufe:
04

Im Einsatz:
MZF, TLF1, LF1, RW, TLF2, GW-T, LF-KatS

Feuerwehr Kirchheim/Teck: DLA (K) 23-12, LF20 (Bereitstellung Gerätehaus Wendlingen)

Feuerwehr Köngen: MTW, LF16/25

Feuerwehr Wernau: ELW, HLF20, LF16/12

Feuerwehr Oberboihingen: MTW, HLF10, LF16/12, GW-L2

Feuerwehr Unterensingen: MTW, LF20/16

Feuerwehr Ostfildern: Messzug

Feuerwehr Esslingen: MTW, GW-Atemschutz, GW-Transport, ELW 2

Stellv. Kreisbrandmeister,

Rettungsdienst, DRK Bereitschaft Wendlingen-Unterensingen, DRK-SEG Teck,

Polizei, Kriminaldauerdienst,

Bürgermeister, Ordnungsamt, Energieversorger, Wassermeister

 

Einsatzende:
16.10.2020 - 15:00 Uhr

 

Maßnahmen:
Lageerkundung, Brandbekämpfung unter Atemschutz, Evakuierung des angrenzenden Wohnhauses,  Nachlöscharbeiten und Kontrolle mittels Wärmebildkamera

 

Bericht:

Lidl-Filiale in Wendlingen nach Großbrand komplett zerstört

Brand der Lidl-Filiale: Wendlingens Bürgermeister nennt Ausmaß „erschreckend“ – Gebäude wurde komplett zerstört

WENDLINGEN. Etwa um 21.48 Uhr ging der Alarm bei der Wendlinger Feuerwehr ein: Aus dem Gebäude des Lebensmitteldiscounters in der Taläckerstraße drängen starker Rauch und Flammen. Nur Minuten später machte sich auch Bürgermeister Steffen Weigel auf den Weg, um sich vor Ort einen Überblick zu verschaffen. „Erschreckend“, war Weigels Kommentar zu dem Bild, das sich ihm vor Ort bot. Er zeigte sich ob des Ausmaßes des Brandes froh, dass Menschen nicht zu Schaden gekommen sind. Die Wendlinger Feuerwehr, so der Schultes, habe den Brand – wieder einmal – sehr gut im Griff gehabt. Im Schulterschluss natürlich mit den Wehren aus Köngen, Oberboihingen, Wernau, Unterensingen, Kirchheim und Esslingen. Auch die Feuerwehr Ostfildern schickte einen Gerätewagen mit Messtechnik, der den Schadstoffgehalt in der Luft prüfte. Seine Sorge galt auch den Bewohnern des Seniorenzentrums Taläcker in unmittelbarer Nachbarschaft. Das DRK war vorsorglich mit etlichen Kräften vor Ort, sollte eine Evakuierung notwendig sein – was glücklicherweise jedoch nicht der Fall war.

Froh war Weigel auch, dass der Wendlinger Wassermeister Uwe Maigler schnell vor Ort war, um mit einer Ringleitung dafür zu sorgen, dass genügend Löschwasser zur Verfügung stand, ohne dass der Wasserdruck im übrigen Stadtgebiet fiel. „600 Kubikmeter Trinkwasser wurden für die Löscharbeiten verbraucht, 273 Kubikmeter in der Stunde“, sagte Weigel. 48 Kubikmeter in der Stunde seien in dem Wohngebiet die übliche Verbrauchsmenge.

Dass die Wasserversorgung so reibungslos funktionierte, begrüßte auch Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich, der vor Ort durch seinen Stellvertreter Andreas Reeh und durch Carsten Ruik vertreten wurde. „Die Einsatzleitung lag jedoch stets bei Michael Gau, dem Kommandant der Wendlinger Wehr“, sagte Dittrich, der bei anderen Bränden schon auch mal selbst das Kommando übernommen hatte. Er zeigte sich zufrieden mit der Leistung aller beteiligten Feuerwehren. Was, wenn das Wasser aus den Frischwasserleitungen für diesen Großbrand nicht ausgereicht hätte? „Dann hätten wir Wasser aus dem Neckar entnommen“, sagte der Kreisbrandmeister. „Dafür steht bei der Feuerwehr Nürtingen eigens ein kreiseigener Schlauchwagen mit einem zwei Kilometer langen Schlauch zur Verfügung“, erläuterte Dittrich. Auch Weilheim hätte ein Löschgruppenfahrzeug mit einem 800 Meter langen Schlauch und einer eingebauten und tragbaren Pumpe parat gehabt, um Wasser aus dem Fluss zum Brandherd hochzupumpen. Dass die nächsten Häuser doch ziemlich nah am Discounter stehen, beunruhigte Dittrich nicht. Zweieinhalb Meter Abstand reichten aus, um das Überspringen der Flammen zu verhindern.

Versorgung der Kunden soll schnell wieder hergestellt werden

Rewe, Aldi, Kaufland in Wendlingen und etliche weitere Einkaufsmöglichkeiten in den Nachbarkommunen – ein Engpass bei der Lebensmittelversorgung ist in Wendlingen nicht zu befürchten. Dennoch, das betonte Bürgermeister Weigel, sei der Verlust des Discounters eine erhebliche Beeinträchtigung für die Menschen in Unterboihingen. Wie geht es also weiter? „Ich würde es begrüßen, wenn wir kurzfristig etwas auf die Beine stellen könnten“, sagte Weigel. Vielleicht auf dem Parkplatz, der vom Brand nicht beeinträchtigt ist. Ein Verkaufszelt wäre hier eine Möglichkeit. Entscheiden müsse das jedoch letztlich das Unternehmen. Vielleicht könnte sich eine Zwischenlösung auch im derzeit leer stehenden Edeka-Gebäude in der Stadtmitte ergeben. Doch hier bedarf es auch einer Abstimmung mit der Eigentümerfamilie. Alle Möglichkeiten müssen laut Weigel geprüft werden.

Das war auch von der Firma Lidl selbst zu hören. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Versorgung für die Kunden schnellstmöglich wiederherzustellen“, schreibt ein Unternehmenssprecher auf Rückfrage der Wendlinger Zeitung. Gemeinsam mit der Stadt wolle man in der kommenden Woche mögliche kurzfristige und langfristige Lösungen prüfen. „Derzeit können wir noch keine Angaben darüber machen, wann und in welcher Form wir wieder für unsere Kunden öffnen können“, schreibt das Neckarsulmer Unternehmen.

Auch zur Schadenshöhe könne man zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Angaben machen. Eines ist jedoch sicher: „Ein Wiederaufbau der restlichen Bausubstanz ist nicht möglich.“

Die Mitarbeiter der Filiale seien gerade dabei gewesen, die Filiale zu schließen, als die Brandmeldeanlage auslöste. Sie hätten daraufhin die Filiale schnellstmöglich verlassen, keiner der Mitarbeiter sei verletzt worden.

Der Discounter hatte die Wendlinger Filiale 2005 eröffnet und zuletzt im Dezember 2016 umfassend modernisiert.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 17.10.2020)

 

„Dann ging alles ganz schnell“

Interview mit den Wendlinger Feuerwehrkommandanten Michael Gau und seinem Stellvertreter Marc Morawsky zum Brandeinsatz

Herr Gau, Herr Morawsky, welches Bild bot sich dem ersten Feuerwehrtrupp beim Eintreffen am Einsatzort kurz nach 21.50 Uhr?

Da war von außen noch nichts von einem Brand zu sehen. Lediglich im Bereich des Lagers war eine leichte Rauchentwicklung sichtbar.

Wie kamen die Feuerwehrkameraden in den Discounter?

Nachdem sie die Lage sondiert und sich davon überzeugt hatten, dass sich im Gebäude keine Personen mehr befinden, gingen sie über den Haupteingang durch den Verkaufsraum direkt zur ersten Lagertür. Dort drohten schon die ersten Flammen auf den Verkaufsraum überzuschlagen.

Wie fanden sie den Lagerraum vor?

Nach den Schilderungen der Kollegen, die bereits mit Atemschutzmasken reingegangen waren, befand sich neben der Tür auf der rechten Seite ein Brandherd, ein weiterer auf der gegenüberliegenden Seite. Da hatte die Verrauchung aber auch schon massiv zugenommen, sodass sie kaum mehr Sicht hatten. Da geht die Sicherheit der Feuerwehrleute vor. Und es heißt: nichts wie raus. Wie man sehen konnte, ging dann auch alles sehr schnell. Offene Flammen schlugen an die Decke, wovon bereits die ersten Paneele runterfielen.

Obwohl die Feuerwehren aus den Nachbarkommunen der Feuerwehr Wendlingen schnell zur Hilfe eilten, und auch mit der Drehleiter aus Kirchheim gelöscht wurde, mussten sie bald feststellen, dass das Gebäude nicht mehr zu halten war. Woran lag das, was vermuten Sie?

Viele Discounter und Supermärkte werden in Nagelbinderplattenbauweise erstellt. Das spart Kosten, Material und Zeit. Um circa 22.15 Uhr stürzte dann auch schon das Dach über dem Verkaufsraum ein. Wir haben uns dann auf den Schutz der Wohnhäuser in der direkten Nachbarschaft des Discounters, in der Taläckerstraße und im Äckerlesweg konzentriert. Mit einer sogenannten Riegelstellung bestehend aus sechs Strahlwasserrohren konnten wir ein Übergreifen auf die Häuser verhindern.

Auf eine Evakuierung von Anwohnern und vom nahe gelegenen Seniorenwohnheim wurde verzichtet. Dabei schlugen die Flammen nach Schätzungen mindestens 20 bis 30 Meter hoch und die Rauchwolke konnte man noch in Reudern und auf dem Säer in Nürtingen riechen.

Bei so einem Großbrand wird immer auch gleich der Messzug der Feuerwehr Ostfildern geordert. Mit ihm wird die Luft in der Umgebung auf Schadstoffe gemessen. In dieser Nacht hatten wir das Glück, dass der Wind in südöstliche Richtung blies, über die Autobahn und somit weg von der Wohnbebauung. Es wurden keine Schadstoffe gemessen, die akut gefährdend waren.

Herr Gau, als Einsatzleiter liefen bei Ihnen die Fäden zusammen. Wie muss man sich die Koordination des Einsatzes von sieben unterschiedlichen Wehren mit insgesamt 117 Feuerwehrleuten und rund 30 weiteren Helfern des DRK Wendlingen-Unterensingen vorstellen?

Wir haben vier Abschnitte mit verschiedenen Wehren gebildet. Die eine war für die Wasserversorgung zuständig, eine andere überwachte den Atemschutz und meldete den Kollegen im Einsatz, dass es Zeit wird, ihre Sauerstoffflaschen auszutauschen, wieder andere schützten die Nachbargebäude mit einer Riegelstellung und wieder eine andere Wehr löschte vom Lidl-Parkplatz. Durch die Ausbildung und gemeinsame Übungen weiß man, was zu tun ist.

Sie und viele Ihrer Kollegen sind seit gestern Abend ohne Pause im Einsatz. Davor hatten die meisten bereits einen ganzen Arbeitstag hinter sich gebracht. Wie hält man das durch?

Viele sind bereits zwischen 26 und 30 Stunden auf den Beinen. Einsätze von zehn bis zwölf Stunden sind keine Seltenheit nach Unwetter, Hochwasser oder eben Großbränden. Noch geht es, nur die Füße tun so langsam weh.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 17.10.2020)

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