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Im Naturschutzgebiet Wernauer Baggersehen erhält der kleine Vogel einen Ersatzlebensraum

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WENDLINGEN. Im Naturschutzgebiet Wernauer Baggerseen staunten die zahlreichen Radler am vergangenen Samstag nicht schlecht: Zwei Fahrzeuge der Wendlinger Feuerwehr ließen kaum mehr Platz zur Weiterfahrt und dicke Löschschläuche liefen auf die Wiese nebenan. Der Grund für die Aktion: Die Feuerwehr pumpte Neckarwasser in zwei Kiesmulden. „Himmelsteiche“, nannte sie Roland Appl vom Nabu-Kreisverband. Teiche also, die vom Regen gespeist werden. Da diese Teiche aber jetzt neu angelegt sind, muss erst einmal Wasser zugeführt werden. „Unter den 1500 Tonnen Kies sind die beiden Teiche mit einer Lehmschlagdichtung gegen das Versickern des Wassers gesichert“, erklärte Appl.

 

Im Winter sind auf der 0,18 Hektar großen Fläche, die im Besitz der Stadt Wendlingen ist, Bäume gerodet worden, denn der Flussregenpfeifer braucht ein übersichtliches Gelände. In den Kies legt er auch seine Eier, die von den Kieselsteinen kaum zu unterscheiden sind. Der Vogel ernährt sich von Würmern, Spinnen, Insekten, Larven und Weichtieren wie beispielsweise Schnecken, die sich nun auf der neu gestalteten Wiese ebenfalls peu à peu ansiedeln sollen.

Wendlingen erhält Pacht und Ökopunkte

Die ganze Aktion ist eine Ausgleichsmaßnahme der Stadt Stuttgart, die in Bad Cannstatt auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs ein neues Baugebiet anlegen will. Ursprünglich sollte auf der Cannstatter Fläche das Olympische Dorf entstehen für die Spiele, die dann statt in Stuttgart 2012 in London stattfanden. Nun also wird dort ein Mischgebiet mit Wohnbebauung und Läden entstehen.

Auf der Fläche, auf der sich Lagerschuppen und Gleisanlagen befinden, hatte sich der streng geschützte Flussregenpfeifer angesiedelt. „Da die Stadt Stuttgart keine Möglichkeiten hat, ein Ersatzhabitat anzulegen, sind wir mit dem Regierungspräsidium und der Stadt Wendlingen einig geworden, die Fläche an den Wernauer Baggerseen von der Stadt Wendlingen zu pachten“, sagte Hermann Degen vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, der ebenfalls vor Ort war, um sich ein Bild von der neu gestalteten Fläche zu machen. Die Pacht soll sich auf 9000 Euro belaufen.

Umgesetzt wurde die Maßnahme von der Agentur für Naturschutz Baden-Württemberg. Ebenfalls an Planung und Ausführung beteiligt waren der Nürtinger Landschaftsarchitekt Andreas Schenk von der Firma BHM und die Denkendorfer Firma Markus Klein. Für die Pflege und die Entwicklungsplanung ist das Köngener Büro Deuschle zuständig. Sehr dankbar sind Roland Appl und Hermann Degen auch der Wendlinger Feuerwehr, die bereit war, an einem Samstagnachmittag die Teiche mit Wasser zu füllen.

Motivation für die Stadt Stuttgart war es übrigens nicht etwa, Ökopunkte einzuheimsen. „Die überlassen wir auch noch der Stadt Wendlingen. Uns ging es allein darum, dem Flussregenpfeifer einen neuen Lebensraum zu schaffen“, sagte Degen. Bleibt zu hoffen, dass der Vogel, der Schlamm-, Sand-, und Kiesflächen und Baggerseen liebt, sich mal blicken lässt.

Quelle Wendlinger Zeitung, 03.05.2017, Von Sylvia Gierlichs

 

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