WENDLINGEN. Das Feuerwehrhaus in Wendlingen ist in die Jahre gekommen. Das Gebäude mit seiner markanten Architektur ist inzwischen auch schon fast 35 Jahre alt. Zeit für eine Veränderung. Tatsächlich platzt das Magazin aus allen Nähten. Ein Anbau wird daher erforderlich. Und auch das Bestandsgebäude soll modernisiert werden.
Seit das Feuerwehrhaus in der Schäferhauser Straße Anfang der 1990er-Jahre eingeweiht wurde, hat sich das Aufgabenspektrum der Wendlinger Feuerwehr mehrfach erweitert. Mit jeder neuen Aufgabe hat das auch mehr Gerätschaften mit sich gebracht, wofür wiederum Lagerplatz benötigt wurde. Dieser wurde in den letzten Jahren zusehends knapper. Außerdem hat sich die Zusammensetzung der Einsatzkräfte verändert. Waren Frauen damals allenfalls bei der Jugendfeuerwehr vertreten, gehören sie heute ganz selbstverständlich zu den aktiven Einsatzkräften dazu, was den Ausbau des Sanitärbereichs längst überfällig gemacht hat.
Die Feuerwehr hat viele weitere Aufgaben übernommen
Durch die Übernahme weiterer Aufgaben wie im Bereich des Albvorlandtunnels auf der ICE-Neubaustrecke muss die Feuerwehr auch mehr Material vorhalten als in der Vergangenheit. Ihre Ausrüstung erweitern musste die Feuerwehr ebenso durch die zunehmenden Unwetterereignisse und den Hochwasserschutz, was noch mehr Platz erfordert. Da sich der größte Teil der Lagerkapazität bislang in der Fahrzeughalle hinter den Feuerwehrfahrzeugen befindet, muss dringend das Lager erweitert werden. Die Lagermenge, die bisher in einem Hochregallager auf 35 laufenden Metern verstaut worden war, wird künftig im Anbautrakt Platz finden.
„Durch die erweiterten Aufgaben sowie den vergrößerten Fuhrpark reichen die aktuell vorhandenen Lagerflächen nicht mehr aus“, erklärt dazu Kommandant Michael Gau auf Nachfrage. Er bestätigt: „Bisher wurden Fahrzeugboxen auch für die Lagerung von Material sowie von Anhängern genutzt.“ Das wird sich durch die Modernisierungsmaßnahmen ändern: „Künftig werden die neun Fahrzeugboxen komplett mit Fahrzeugen belegt sein“, erläutert Gau weiter. Erst vor wenigen Wochen gab es für die Feuerwehr zwei Neuzugänge: eine Drehleiter und das Tanklöschfahrzeug TLF 3000.
Ein weiterer Grund für den Umbau sind die gestiegenen Anforderungen an den Arbeitsschutz
Der neu geplante Anbau ist auf der Ostseite des bestehenden Gebäudes vorgesehen. Dort sollen die Umkleide- und Sanitärbereiche für Männer und Frauen entstehen. „Die im aktuellen Gerätehaus vorhandenen Umkleiden entsprechen nicht mehr dem Standard für Feuerwehrhäuser“, verdeutlichte Michael Gau die heutige Situation. „Aktuell ist eine sogenannte ‚Schwarz-Weiß-Trennung‘, das heißt die Trennung von Privatkleidung und Einsatzkleidung, nicht möglich.“ Bei einer Begehung des Magazins hatte die Unfallkasse Baden-Württemberg die gemeinsame Aufbewahrung von Einsatz- und Privatkleidung beanstandet. Diese müssen künftig getrennt voneinander gelagert werden, da die Einsatzkleidung eventuell mit Schadstoffen kontaminiert sein könnte. Auch dies soll nun bei der Erweiterung mit einem eigenen Raum für die Rückgabe der verschmutzten Einsatzkleidung berücksichtigt werden.
Die Umkleide- und Sanitärbereiche müssen dringend erneuert werden
Überdies sind im aktuellen Gerätehaus auch keine zeitgemäßen Sanitäranlagen für die weiblichen Feuerwehrangehörigen vorhanden. So gibt es laut Kommandanten für sie keine eigenen Duschen. Daher müssen sie sich die vorhandenen Duschen mit den Männern teilen, wobei die Männer den Frauen den Vortritt lassen. Damit nicht genug: Bisher befinden sich die Umkleiden für die weiblichen Angehörigen der Jugendfeuerwehr und der Einsatzabteilung im selben Raum. „Auch hier gibt es zukünftig eine konsequente Trennung“, erläutert Gau.
Gleichzeitig sind weitere Umbau- und Sanierungsmaßnahmen im Bestandsgebäude geplant. Dazu werden die Heizung in der Fahrzeughalle und die Abgas-Absauganlage erneuert. Eine Modernisierung soll auch die Stiefelwaschanlage, die Trinkwasserinstallation und die Abwasseranlage erfahren. Mit einer Machbarkeitsstudie wurde vor einigen Jahren der Bedarf für die Neuerungen ermittelt.
Neu koordiniert werden auch die Abläufe
Mit dem Umbau und der Erweiterung werden ebenso die Abläufe im Feuerwehrhaus an die sich geänderten Anforderungen angepasst. Dafür wurde ein neuer Zugang vom Parkplatz ins Magazin im rückwärtigen Bereich geplant, sodass die Feuerwehrleute bei einer Alarmierung direkt zu den Umkleiden gelangen können.
Nach der aktuellen Kostenberechnung macht der größte Teil der Kosten der Erweiterungsbau mit rund 2,62 Millionen Euro aus, weitere 331.000 Euro sind für die Neuerungen am Bestandsgebäude veranschlagt. Bevor sich der Gemeinderat in der vergangenen Woche in die Sommerpause verabschiedet hat, hatte er in seiner letzten Sitzung noch verschiedene Gewerke für den Umbau des Feuerwehrhauses einstimmig vergeben. So wurde die Firma Schwämmle aus Ostfildern mit Heizungsinstallationsarbeiten zum Angebotspreis von 216.434 Euro (brutto) beauftragt. Für die Lüftungsinstallationen in der Fahrzeughalle erhielt die Firma Gebrüder Renz aus Kirchberg den Zuschlag für 94.733 Euro (brutto). Ebenso vergeben wurden die Sanitärinstallationsarbeiten für 211.661 Euro (brutto) an die Firma Zimmermann aus Wendlingen. Mit den Elektroinstallationsarbeiten wurde die Firma Nägele aus Denkendorf zum Preis von 158.446 Euro (brutto) beauftragt und last but not least die Firma IBB Industriebau Bönnigheim mit den Stahlbauarbeiten zum Preis von 202.429 Euro (brutto).
Von den Erweiterungsarbeiten ist die Einsatzfähigkeit der Wehr nicht berührt. Bis Mitte November soll bereits der Rohbau stehen.
(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 01.08.2025)

