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Scheune auf dem Hofgut in Wendlingen-Bodelshofen durch Brand zerstört

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Die Feuerwehr war auch am Montagvormittag noch im Einsatz. Insgesamt 180 Floriansjünger auch der umliegenden Feuerwehren waren an der Brandbekämpfung beteiligt. Am Freitagabend hatte die Feuerwehr noch auf dem Hofgut geübt.

WENDLINGEN. Der beißende Geruch verbrannten Holzes liegt über Bodelshofen. Man bemerkt ihn schon von der Landesstraße aus. Es ist das erste Gebäude nach der Lauterbrücke, das in der Nacht komplett abgebrannt ist. Eine Scheune, in der neben einem Gabelstapler, einem Laufband für Pferde und einem Traktor auch Stroh und Heu untergebracht waren. Und auch am Montagmorgen gegen 10 Uhr befinden sich immer noch Feuerwehrleute der Wendlinger und Kirchheimer Wehr vor Ort. Die Erschöpfung steht Kommandant Michael Gau, seinem Stellvertreter Marc Morawski, Miroslav Jukic und all den anderen Feuerwehrkameraden ins Gesicht geschrieben. Ein harter Einsatz liegt hinter ihnen. Sie sind seit Sonntagabend um 20.45 Uhr auf dem Hofgut. Gegen 7.20 Uhr wurde der Löscheinsatz zwar offiziell beendet, doch schon um 7.50 Uhr, als Michael Gau gerade auf dem Heimweg war, entdeckten die Männer vor Ort erneut Rauch, der aus den Trümmern des Gebäudes aufstieg.

Michael Gau berichtete vom nächtlichen Einsatz: „Zunächst mussten wir eine Wasserversorgung herstellen. An vier Stellen wurde Wasser aus der Lauter für den Löscheinsatz entnommen. Bis die Wasserversorgung stand, kümmerten sich die Einsatzkräfte darum, ein Übergreifen des Brandes auf die Nachbargebäude zu verhindern. Die Pferde waren da schon von besonnen reagierenden Reiterinnen und Mitarbeitern des Hofguts auf die umliegenden Weiden in Sicherheit gebracht worden.

„Die Brandbekämpfung war relativ aufwendig. Wir haben das Technische Hilfswerk hinzugezogen. Wir mussten praktisch den gesamten Innenbereich, Stroh und sämtliches loses Material teilweise mehrfach umschichten, um alle Glutnester löschen zu können“, berichtete Michael Gau. Vor allem für die Atemschutzträger sei die Arbeit, auch wegen der hohen Außentemperaturen, extrem belastend gewesen. Schnell mussten die in der Scheune gelagerten Gasbehälter aus dem Gebäude gebracht werden, sonst wäre das Ausmaß des Schadens ungleich höher gewesen. Außer der Wendlinger Wehr waren auch die Feuerwehren aus Nürtingen, Kirchheim, Wernau, Köngen, Oberboihingen, Reichenbach, Esslingen, und Unterensingen vor Ort. Die Polizei schreibt in ihrer Pressemitteilung, dass insgesamt 180 Einsatzkräfte beteiligt gewesen seien. Vom Rettungsdienst waren vorsorglich elf Fahrzeuge und 42 Einsatzkräfte vor Ort, das THW brachte sieben Einsatzkräfte und einen Greifbagger mit. Noch am Montagvormittag war die Kirchheimer Drehleiter in Bodelshofen, um das letzte Glutnest unter Kontrolle zu bringen.

Dankbar zeigte sich Michael Gau über das Engagement der Entsorgungsfirma Heilemann. Der Unternehmer meldete sich noch in der Nacht, und bot seine Hilfe an. So konnte der Brandschutt in Container geladen und auf den Hof der Firma gebracht werden. Ohne dieses Engagement wäre die Arbeit für die Feuerwehr noch viel komplizierter geworden. „Ein Beispiel dafür, dass die Wendlinger Unternehmen immer da sind, wenn man sie braucht“, sagte Gau.

Am Montagmorgen schaut Michael Gau immer noch ungläubig auf die Trümmer des abgebrannten Gebäudes. Ungläubig deswegen, weil er das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen auf dem Hofgut ist. Noch am Freitag war die Feuerwehr für eine Übung nach Bodelshofen gekommen. Das Übungsszenario war mit den Gutsbesitzern, Familie von Massenbach, präzise ausgearbeitet worden. Auch die Reiter, deren Pferde auf dem Gut untergebracht sind, waren informiert. Das Übungsszenario war auf die Rettung mehrerer als vermisst geltenden Personen aus einer brennenden Scheune ausgelegt. Genau diese Scheune, die nun abbrannte. Noch am Freitag hatte sich die Wendlinger Feuerwehr vor allem einen Überblick darüber verschafft, an welchen Stellen Wasser aus der direkt ans Hofgut angrenzenden Lauter entnommen werden kann. Die Abriegelung der umliegenden Gebäude stand ebenfalls auf dem Übungsprogramm. Die während der Übung erlangten Kenntnisse kamen den Einsatzkräften nun zugute.

Georg von Massenbach, der vor einigen Jahren die Leitung des Hofguts von seinem Vater übernommen hatte, blickt am Montagmorgen betroffen auf die abgebrannte Scheune. Er hörte auf dem Rückweg vom Urlaub vom Brand. Ihn beschäftigt natürlich die Ursache des Brandes, die nun von Polizei und Sachverständigen der Versicherung ermittelt werden muss. Dass der Traktor, dessen Gerippe noch in den Trümmern erkennbar ist, den Brand verursacht haben könnte, schließt er aus. „Der Traktor ist defekt und daher schon lange nicht mehr bewegt worden“, sagt er. Doch er will den Ermittlungen nicht vorgreifen. Dass sich nicht allzu viele Menschen auf dem Hof befanden, führt er darauf zurück, dass bereits um 20 Uhr Stallruhe war.

Christian Wörner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, konnte zur Brandursache noch keine näheren Angaben machen. „Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen, die in alle Richtungen gehen“, sagte er.

Das Hofgut ist seit 1740 in Besitz der Familie von Massenbach. Ursprünglich ein landwirtschaftlicher Betrieb, ist er nun ein Pferdehof, in dem, zählt man die Pferde der neuen Reitanlage hinzu, rund 70 Tiere untergebracht sind. Im ehemaligen Verwalterhaus sind Wohnungen vermietet. Die Gebäude des Hofgutes stehen unter Ensembleschutz, daher geht Georg von Massenbach davon aus, dass die Scheune, die 1946 gebaut wurde, auch wieder so aufgebaut werden muss, dass der Gesamtcharakter des Hofguts erhalten bleibt.

Für die Wendlinger Feuerwehr ist dies der erste Brand dieser Dimension, seit im Oktober 2020 die Filiale eines Discounters in der Taläckerstraße in Flammen aufging.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 14.08.2023)

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Einsatz 111/2023 - 13.08.2023 - 20:45 Uhr

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Foto: Sylvia Gierlichs/Wendlinger Zeitung