Zum Inhalt springen

News

Hilfe für Hochwasseropfer: Wendlinger und Weilheimer Feuerwehren und Malteser in Krisengebieten

| News Allgemein

Die Wendlinger und Weilheimer Feuerwehren sind seit dem frühen Freitag in Rheinland-Pfalz im Einsatz, um die Hilfskräfte dort zu unterstützen. Malteser schildern ihre Erfahrungen vor Ort.

Die Bilder aus Rheinland-Pfalz sind erschreckend: das Wasser kam überraschend schnell. Reißende Fluten wälzen sich durch Ortschaften; da, wo das Wasser bereits abgelaufen ist, liegen Asphalt-Trümmer von unterspülten Fahrbahnen, angespülter Kies und Holz in den Straßen. Menschen werden evakuiert, Häuser sind teilweise einsturzgefährdet. Für die Einsatzkräfte vor Ort sind das Hochwasser und die Folgen nicht alleine bewältigbar.

Während sich in Rheinland-Pfalz also am Donnerstagabend Menschen, nur mit dem Notwendigsten hastig in Taschen gepackt, in Sicherheit brachten, forderte um 19.30 Uhr das Regierungspräsidium Stuttgart beim Katastrophenschutz des Landkreises Esslingen Unterstützung für die betroffenen Gebiete im Nachbar-Bundesland an. Schon gegen 21 Uhr brachen dann sechs Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren aus Wendlingen und Weilheim mit Sondersignal in Richtung Rheinland-Pfalz auf. Ihr Einsatzgebiet: der Ort Langsuhr im Trier-Saar-Kreis. Von den insgesamt 21 Mann, die sich am Donnerstag auf den Weg gemacht hatten, sind zehn aus Wendlingen. Der stellvertretende Kommandant der Wendlinger Wehr, Marc Morawski, berichtete der Wendlinger Zeitung am Freitag, dass seine Einsatzkräfte schließlich gegen 3.15 Uhr am Sammelplatz angekommen seien.

Einen ersten kleinen Lagebericht schickte der Feuerwehr-Pressesprecher des Landkreises, Andreas Nitsch, am frühen Nachmittag. So berichtete der Zugführer des Hochwasserzuges, Herbert Armbruster, aus dem Einsatzgebiet: „Wir unterstützen vor allem die Bevölkerung beim Ausräumen von Wohnungen und Häusern. Da die Sauer, die durch die Gemeinde fließt, noch immer Hochwasser führt, können noch keine Keller ausgepumpt werden. Mit den Pumparbeiten wird erst nach Rückgang des Wasserstandes der Sauer begonnen werden können.“ Ebenfalls in Langsuhr im Einsatz ist der Hochwasserzug aus dem Landkreis Böblingen. Die Zusammenarbeit der Feuerwehrleute mit der örtlichen Feuerwehr und Bevölkerung funktioniere hervorragend.

Der Einsatz der Feuerwehr aus Wendlingen und Weilheim ist für drei bis vier Tage geplant. Es steht im Raum, dass eventuell auch ein Austausch der Einsatzkräfte erfolgt. Lange war nicht sicher, ob überhaupt ein Kontakt mit den Floriansjüngern vor Ort zustande kommt, da die Stromversorgung und damit die Verbindung zum Internet teilweise unterbrochen ist.

Im Krisengebiet waren auch die Malteser aus dem Landkreis Esslingen im Einsatz. „Die Helfer waren in Ahrweiler und mussten unter anderem ein Pflegeheim und ein Krankenhaus evakuieren“, sagt Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer der Malteser Neckar-Alb. „In dem Krankenhaus war der Strom ausgefallen, weil Wasser in den Keller eingedrungen war.“

Die Eindrücke, die die Rettungskräfte vor Ort dem Malteser-Chef schildern, seien erschreckend. „Man kennt die Bilder aus dem Fernsehen, aber wenn man die Naturgewalten vor Ort sieht, ist das etwas anderes.“ Groß auch die Verzweiflung unter den Menschen: „Die Leute haben alles verloren und wissen nicht, wie es weitergeht.“

Tom Feigel und Johannes Leipner von den Maltesern Neckar-Alb haben in Ahrweiler geholfen. Die beiden jungen Rettungssanitäter starteten am Donnerstagnachmittag mit einem Krankentransportwagen von der Landesmesse Stuttgart aus.

Zunächst ging die Fahrt nach Bruchsal, wo sich die Rettungskräfte aus Baden-Württemberg zentral sammelten. „Das war ein beeindruckendes Bild, so viele Einsatzfahrzeuge und Rettungskräfte auf einem Platz gesammelt zu sehen“, berichtet Tom Feigel. Der 22-Jährige ist in der Ortsgliederung Filder aktiv. „Es war toll zu sehen, wie viele Menschen helfen wollten und da bereit waren, kurzfristig ins Ungewisse zu fahren.“

In Konvois zu je 25 Fahrzeugen rückten die Helfer ins Katastrophengebiet ab. Durch die Nacht ging es mit Blaulicht in Richtung Rheinland-Pfalz. „Die Menge an Einsatzfahrzeugen war wirklich krass. Das Zusammenwirken so vieler Hilfsorganisationen war sehr beeindruckend“, schildert Feigel.

Mitten in der Nacht ging nach dreistündiger Wartezeit die Evakuierungsaktion los. „Unsere Aufgabe war es, Menschen in Rollstühlen, die in einer Turnhalle als Zwischenstation untergebracht waren, in eine Klinik zu bringen. Die Fahrt durch das Schadensgebiet war gespenstisch. Ein komplettes Wohngebiet, durch das wir kamen, war praktisch unbewohnbar. Wir mussten zweimal umkehren, weil Trümmer oder umgestürzte Autos die Straße blockierten“, berichtet ein Malteser Helfer über seinen nächtlichen Einsatz.

Ähnliches haben auch Feigel und Leipner, der der Ortsgliederung Kirchheim angehört, erlebt. Die Patienten seien mit Radladern und Unimogs aus überfluteten Bereichen an die Malteser übergeben worden. „Die Patienten waren teils völlig entkräftet“, sagt Feigel. Die Malteser aus dem Landkreis Esslingen betreuten zwei Patienten fast sechs Stunden lang, ehe die Flutopfer an eine Klinik in einem sicheren Gebiet übergeben werden konnten.

Für Feigel und Leipner endete mit der Übergabe der Patienten an die Klinik der Einsatz vor Ort. Inzwischen sind die beiden Malteser wieder im Landkreis Esslingen angekommen.

Noch vor Ort waren am Freitagabend die Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aus dem Landkreis Esslingen. Andreas Schober, Kreisbereitschaftsleiter des DRK Kreisverbands Nürtingen-Kirchheim, koordiniert den Einsatz und steht in ständigem Kontakt mit den Helfern im Katastrophengebiet. „Es ist ein Szenario, das keiner von den Helfern kennt“, so Schober. Die Einsätze zu koordinieren gestalte sich schwierig, da die Infrastruktur in den betroffenen Gebieten zusammengebrochen ist. Die DRK Helfer seien die ganze Nacht damit beschäftig gewesen, Menschen zu evakuieren.

Der Ort Langsuhr, in dem die Wendlinger Feuerwehr Hilfe leistet, liegt an der Grenze zu Luxemburg im östlichsten Teil des Landkreises Trier-Saarburg. Und zwar direkt in einer Schleife des Flusses Sauer, der kurz hinter Langsuhr in die Mosel mündet. Ein Kollege des Trierischen Volksfreundes, Marcus Hormes, berichtete, dass es vor allem diese kleinen Flüsse sind, die über die Ufer gingen und diese schrecklichen Verwüstungen anrichteten. „Die Mosel führt zwar auch viel Wasser, der Pegel steht derzeit bei 9,30 Metern, aber das gibt es hier alle paar Jahre mal“, sagte Hormes.

(Quelle: Artikel der Wendlinger Zeitung vom 17.07.2021)

01.jpg
Foto: FFW
02.jpeg
Foto: Pressesprecher LRA Esslingen
03.jpg
Foto: Pressesprecher LRA Esslingen
04.jpg
Foto: FFW